Pressetext

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Bildhauer und Zeichner

Die wesentlichen Steinbildhauer der Gegenwart in Österreich lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen, selbst international bilden sie eine verschwindend kleine Gruppe. Franz Rosei gehört dazu. Seit etwa 40 Jahren ist der Künstler mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland sowie durch Arbeiten in privaten und öffentlichen Sammlungen und im öffentlichen Raum vertreten.

Ursprünglich von der österreichischen Bildhauerschule herkommend, entwickelte Rosei bald eine eigene, in der Steinbildhauerei neue und eigenständige Formensprache. Seitdem arbeitet er, und nur wenige können dies heute, direkt am Stein. Rosei geht den schwierigsten Weg der Skulptur überhaupt. Er reduziert die Materie des Steins so lange, bis er die für ihn endgültige Form gefunden hat.

So beschreibt Franz Rosei seinen Arbeitsprozess: Ein Prüfen und Abwägen, ein höchst waches Planen einerseits, ein somnambuler Zustand andererseits. Denken, Schauen, Tieftauchen – Monate lang.

Nach diesem Vorgang höchster Verdichtung und Konzentration erscheinen die Figuren klar und deutlich, beinahe nüchtern, und drücken doch eine ganze Skala subtil gefasster Gefühle aus. Kleine Dellen, Verästelungen, Mulden, feine Risse oder unbearbeitete Stellen durchbrechen die konkav und konvex aufeinander bezogenen Volumina und erzielen eine eigene Ästhetisierung dessen, was der Künstler als Auswirkung des Konflikts und des Leids auf das menschliche Leben untersucht. Über die vielfach anthropomorphe Grundgestalt erscheinen die Skulpturen wie isolierte Ausdrucksgesten, die in den umgebenden Raum deuten, wie Erinnerungen an dasjenige im Menschen, das sich der Macht entziehen will.

Dem Material Stein kommt auch eine symbolische Bedeutung zu. Rosei reflektiert dessen Alter und auch die Tatsache, dass er den Menschen überdauert. Die Steine beziehen sich auf ihre eigenen Millionen Jahre zurückliegenden Entstehungszeiten, aber sie erlauben auch Assoziationen zur Geschichte ihres ästhetischen Einsatzes von der ägyptischen Vorzeit bis zur griechischen Klassik, von der romanischen Archaik bis zur gotischen Eleganz.

Mit ihrer reichen gedanklichen Verästelung entziehen sich die Figuren Roseis allen einfachen Bezugssystemen. Roseis Werk kennt keine seriellen Arbeiten, höchstens verwandtschaftliche Beziehungen, gebildet durch wiederkehrende Zeichen, die einerseits an den Satz der Zahlen, andererseits an den der Musik erinnern. Roseis Ablehnung serieller Fertigung gilt auch für seine Arbeit mit dem Material Bronze. Keine Bronzeform ist bloßer Abguss, sondern Ergebnis einer neuen Interpretation seines zentralen Themas.

Das, so sagt Franz Rosei, sei die Sicht auf dieses Leben, die Welt und der Wunsch, das Ergebnis dieser Betrachtung, Untersuchung in Form umzusetzen.